TIPI Sidecar



TIPI steht für "TI-Raspberry PI" und bezeichnet die Verbindung zwischen einem TI-99/4A und einem Raspberry-PI mittels einer TI-DSR und einer seriellen Verbindung zwischen beiden CPUs, in der Regel realisiert über bestimmte Speicherstellen im Adressraum der DSR.
Im besten Fall taucht also ein neues Gerät im System auf, das meist eine bzw. mehrere Disketten emuliert und so den Dateitransfer mit der "Außenwelt" erlaubt.
Wieso ich schreibe "im besten Fall" wird weiter unten erläutert...

Die Inbetriebnahme

Meine Version dieser Hardware habe ich aus Australien von Jason erhalten, allerdings nicht über den Webshop, sondern über ebay (Lieferzeit 15 Tage).
Leider handelt es sich weder bei der DSR noch bei der Hardware um die neueste Version, sondern um die Stände aus dem Jahr 2020!
Die Hardware ist inzwischen - theoretisch - bei Rev 3 (bereits 2020...) angekommen, wo es einen weiteren Jumper gibt, mit dem man die 32K Speichererweiterung abschalten kann (was aber in meinem Fall kein Problem darstellt). Leider gibt es kein offizielles Release dieser Hardwarevariante durch Matthew Splett, so daß aktuell grundsätzlich mit der V2 gearbeitet werden muss!
Die DSR wurde inzwischen aber mehrfach überarbeitet, doch leider wird diese Variante nicht mit der neuesten DSR sondern mit der 2020-05-25er ausgeliefert.
In der ursprünglichen Hardware lag die DSR in einem 32K EPROM 27C256 vor - inzwischen sind die (angeblich) kaum noch zu bekommen, und wenn man die bestmögliche Übereinstimmung in den Pins haben will, muss man auf ein 64K EEPROM Windbond W27C512 umsteigen.
Das führt aber zu dem Problem, daß man A14 auf High liegen hat (vom Banking wird meines Wissens nach kein Gebrauch gemacht) und somit der effektive Bereich in der oberen Hälfte des Chips liegt - muss man beim Programmieren bedenken!
Das Gehäuse aus dem 3D-Drucker ist übrigens recht gut gemacht - der Deckel klipst nicht so richtig ein, und man muss den Abstandshalter etwas kürzen, aber mit der Zeit...

... und der PI?

Das TIPI-Ding ist mit knapp EUR 90,- nicht billig (plus Versand! Zoll wird bei eBay i.d.R. bereits auf den Preis addiert - sonst wären es nochmal rund EUR 15,- extra) - ein Raspberry Zero W oder 2W ist aber nicht dabei!
Den bekommt man bei Reichelt für um die EUR 18,- und bei den 40 Räubern (Alibaba bzw. Ali-Express) für rund EUR 20,- (wenn man 2 Wochen Zeit hat).
Immerhin ist bei dem TIPI eine 2x5 Buchsenleiste für den Anschluss an das Board dabei, dazu ein (allerdings 1mm zu langer) Abstandshalter samt Mutter sowie eine kleine Stiftleiste für den Anschluss der 5V Versorgung des PI.
Es muss übrigens ein W Typ sein, denn ohne WLAN geht hier gar nix!
Kommen wir zum Stromverbrauch. Lt. Datenblatt kommen angeblich bis zu 2,5A zusammen... vergesst das aber schnell wieder!
Dieser astronomische Wert beinhaltet den Abfluss durch den USB-Port und sonstige Verbraucher wie etwa die Kamera - TIPI-Board und PI2W lassen sich problemlos über den Erweiterungsport des TI versorgen - dazu muss lediglich der Pin +5V hinten links an Pin 2 oder 4 des PI kontaktiert werden.

Die Stromversorgung - oder: warum ist da kein Loch?

Es fällt auf, daß da, wo ein Mikro-USB Anschluss auf dem TIPI-Board ist, ein Loch im Gehäuse fehlt.
Nun mag man sich fragen, was das soll... aber kurzes Nachdenken hilft auch hier.
Dieser Anschluss ist - warum auch immer - wohl ein Rest aus früheren Zeiten, denn er versorgt die 32K UND das CPLD UND ggf. den PI!
Das heißt aber, daß er die Konsole auch bestromt, wenn diese aus ist - keine gute Sache.
Daher bringt der PI eine eigene Stromversorgung mit, denn es wird empfohlen, ihn immer an zu lassen bzw. man muss ihn, wenn das nicht gewünscht ist, vor dem Abschalten der Konsole herunterfahren, um die SD-Karte nicht zu ruinieren (Stichwort Auslagerungsdatei).
Diese Versorgungsspannung muss aber über einen Winkelstecker an den hinteren USB-Port geführt werden, und das ist in der engen Kiste eine Herausforderung...

Die Installation - oder: die neuen Leiden das alten W.

Kommen wir nun zu etwas völlig anderem: Software!
Zunächst brauchen wir eine SD-Karte für das Betriebssystem des PI - ich empfehle eine 32GB Karte guter Qualität, z.B. SanDisk.
Auf diese bringt man dann das aktuelle Image, das man hier findet.
Und wenn das die Version 4.2 ist - dann gilt das Folgende:
  • Diese Version unterstützt keine WLAN-Namen mit Sonderzeichen oder Leerzeichen!
  • Nach dem Upgrade auf die (aktuell neueste) Version 4.6 (macht er nach der Anmeldung im WLAN ganz alleine!) meldet er sich ausschließlich bei dem zuerst eingegebenen Netzwerk an - ganz egal was man eingibt!
Und grundsätzlich gilt auch das hier:
  • Man möge bitte niemals die Konfiguration per Web-Interface (http://tipi:9900) speichern, wenn man Edge benutzt!
    Tut man das, kann man wieder beim Aufspielen des Images anfangen - irgendwas geht dabei völlig schief...

Ach ja - nicht vergessen: die SD-Karte muss noch komplett nutzbar gemacht werden - siehe weiter unten.

Die "eingebaute" Software

Der zentrale "Anlaufpunkt" ist der Aufruf von TIPI in TI-Basic: CALL TIPI
Das (der Aufruf ohne Parameter) startet die Konfiguration des Systems, wobei CALL TIPI eigentlich nichts anderes ist als ein Loader für Program Files, dem man bei Bedarf den vollständigen Pfad eines auf dem PI gespeicherten P-Files mitgeben kann.
So kommt man z.B. mit CALL TIPI("TIPI.NET.TELNET") in den Telnet-Client, der (mit einem PICO9918) 40, 64 und 80 Zeichen pro Zeile nutzen kann.
Dabei ist TIPI das Wurzelverzeichnis, NET das Unterverzeichnis, und TELNET ein Program-File, das den Client enthält.
Und jetzt wird auch klar, warum der TIPI zusammen mit der 32K-Speichererweiterung daherkommt: alle diese Programme laufen natürlich nur mit 32K!

Und wenn man schon mal den Telnet-Client laufen hat (Name und PW beide Male: tipi), dann kann man gleich die Startpartition bis zu den Grenzen der SD-Karte erweitern:
  • sudo raspi-config --expand-rootfs
Danach muss mit sudo reboot now neu gestartet werden.

Warum? Naja, alle Dateien werden auf der SD-Karte des PI Zero gespeichert, und da will man doch den maximalen Platz haben, oder?

Upload von Dateien bzw. Disketten, oder: Das Web-Interface

Das ist weder trivial noch gut beschrieben... wenn es um einfache Dateizugriffe geht (P-File laden und starten) kann man fast alles hochladen, aber damit es grundsätzlich funktioniert, ist mehr Wissen erforderlich, als ich derzeit habe... also: gelegentlich mal wiederkommen!

DSR- und CPLD-Upgrades

Das ist der etwas kniffligere Teil der Angelegenheit... man muss für das DSR-Upgrade das EEPROM ausbauen, da keine Maßnahmen getroffen wurden, das im eingebauten Zustand zu erledigen.
Und da ja an sich ein EPROM 27C256 benutzt werden soll, muss die DSR doppelt programmiert werden, da man - eigentlich - davon ausgehen kann, daß das Adressbit 14 auf +5V liegt... aber über diese Feinheiten, genauso wie über das Banking der DSR schweigt sich die komplette Dokumentation aus, und man muss ggf. auf Atariage nachsehen... oder Matt direkt fragen.
CPLD-Upgrades gibt es keine - das Board ist in dieser Hinsicht aktuell. Zudem wäre es dazu erforderlich, die JTAG-Verbindung zwischen Board und PI herzustellen, was man sich m.E. sparen kann.

Kontakt:
{anyname}@{use_the_url}.net
Alle Bilder auf diesen Webseiten wurden von mir erstellt.
Findet ihr sie anderswo, wurden sie hier geklaut!
Letzte Aktualisierung:
2025-08-11 CW